Während die Fußballfans im Hamburger Stellwerk auf einer Kinoleinwand ihrem HSV zujubeln können, trifft sich eine bunte Mischung von HipHop-Fans in einem separaten Raum des Clubs. Hiob ist im Haus! Und wer hätte gedacht, dass man inmitten des Bahnhofs Harburg, ungefähr zehn Schritte neben dem Kundenservicecenter, so ein Programm vorfindet? Eines sei vorweggenommen: Für die HipHop-Heads war der Abend um einiges erfolgreicher als für den Hamburger Sportverein.
Eröffnet wird der von den beiden Crews DIGGA Is A Dancer und NoTvRaps organisierte Abend von G-Shok & Optimackz. Die Hamburger bringen Straßenrap auf Kopfnickerbeats, was gut zur Atmosphäre des schummrigen Clubs passt. Die Anzahl der Leute ist anfangs noch recht überschaubar, Hiob selbst ist immer wieder unter den Zuhörern zu finden. Nach einer halben Stunde ist die Menge aufgewärmt und bereit für Hiob, der übrigens in unserem Interview ein neues Album für 2017 angekündigt hat.
Nach einem kurzen Zwischen-Set von DJ Access springt Hiob wie aus dem Nichts auf die Bühne, die für einen Kaliber wie dem ehemaligen “V-Mann” eher klein zu sein scheint. Doch umso näher ist er am Publikum und umso besser ist die Stimmung beim Opener “Drama Konkret” – dem Titelsong aus dem gleichnamigen Album. Nach einem A capella holt Hiob den zweiten Zampano auf die Bühne: Pierre Sonality ist – für viele Konzertbesucher sehr überraschend – für einige Songs vom gemeinsamen Projekt auch mit auf der Bühne dabei. Die beiden bringen einige Features und spielen – angeblich zum ersten Mal live – Tracks ihrer neuen Die-Zampanos-Platte. Hiob ist nun endgültig in Hamburg angekommen.
Mit dem Hamburger Mr. Chrizze holen Pierre und Hiob ein weiteres Highlight des Abends auf die Bühne. Das neue Mitglied der Muther-Manufaktur-Familie hat mit seiner ersten Single “Abgefuckte Homies” zu Recht einige Fans für sich gewinnen können. Dementsprechend groß ist der Applaus nach dem kurzen Auftritt des MCs aus dem Stadtteil Billstedt.
Nach einem weiteren A capella kündigt Hiob die letzten Tracks des heutigen Abends an. Mit “Portwein”, “Delirium Dremens” und weiteren Klassikern spittet sich der Berliner endgültig in die Herzen der Crowd. Nach einer heiß erwarteten Zugabe verschwindet er schließlich ebenso schnell von der Bühne, wie er am Anfang des Konzerts erschienen ist. Wenn es nach dem Publikum geht, hätte er locker noch ein paar Stunden spielen sollen.
Fazit: Hiobs Rap ist outta Space – und bleibt trotzdem bodenständig. Mit viel Nähe zu den Fans und einem sympathischen Erscheinungsbild zeigt er auch live, wie authentisch er ist. Teilweise ohne Back-up-MC diese doch eher anstrengenden Texte fehlerfrei zu rappen, dass sie noch Hörgenuss bieten, dafür kann man nur sagen: Hut ab, Mr. Zampano!