
Mit „BB.U.M.SS.N“ hat er sich die Auszeichnung für das Album des Jahres in der Kategorie der internationalen Alben bei der Juice errappt. Doch die eigene Messlatte zu übertreffen, ist für viele Künstler der schwierigste Schritt beim zweiten Album – das sogenannte Nas-Syndrom. 2016 kehrt SSIO mit seinem Album „0,9“ um die Straßenecke und überzeugt seine Fans mit dem, was ihn besonders macht – ignorante, humorvolle Texte auf G-Funk-Beats: „Ich möchte mit diesem Album ein Zeichen setzen, gegen Prostitution, gegen OCB-Blättchen und gegen abgelaufenes Fritteusenöl.“
- Musst du schon los SSIO?
- Jeff, mein Name ist Jeff.
(GoPro)
Für das Gesamtwerk hat SSIO neben seinem BWL-Studium viel Zeit investiert – um genauer zu sein: zwei Jahre. „Ich habe genauso lange gebraucht wie das Produkt und die Qualität erfordert haben und wenn es zwei Jahre braucht, dann ist das so.“ – antwortet er Rooz Lee im Interview. Das Album-Artwork entspringt der Feder von Adopekid und enthält einen Haufen Anspielungen auf seine bisherigen zwei Veröffentlichungen. Eine der wichtigsten Komponenten von „0,9“ sind natürlich die Beats von AON-Produzent Reaf, der den G-Funk beherrscht, als hätte er ihn erfunden.
„Ticke Koks, Ott, trage voll Goldschmuck
Und ficke Botox-Schlampen vom Golfclub“
(Halb Mensch, Halb Nase)
Inhaltlich birgt „0,9“ wenig Überraschungen – im Wesentlichen genau dasselbe wie schon beim ersten Werk. Aber mindestens genau so humorvoll. Und das SSIO von vielen als Deutschlands bester Rapper bezeichnet wird, kommt nicht von ungefähr. Mit jedem Bar macht er sich weiter über die gesamte Szene lustig und unterhält den Hörer von Anfang bis Ende mit grandiosen Skits. Die Feature-Gäste Schwesta Ewa, Kalim, Xatar und Haftbefehl können mit dem präsenten Rap SSIOs nur schlecht mithalten – und keiner der Gäste schafft es zu überraschen oder gar zu beeindrucken.
„Da sollten sich andere Künstler drum kümmern, ich kümmere mich um wichtigere Sachen wie Drogen, Huren und Fastfood“ – so wenig sich SSIO um Politik kümmert, so sehr stören Haftis unreflektierte „Ich schrei Freiheit für Palastine, cho, fuck Amerika“-Schreie – eine Review, die dem auf den Grund geht, findet ihr hier. Ein weiterer zentraler Begriff ist die Bonner-Bi Sprache, die sich durch die gesamten 14 Tracks zieht.
Fazit: „Alle sagen du hast dich verändert“ – Hat er das? Nach dem Erfolg von „BB.U.M.SS.N“ schafft der Bonner Rapper, sich mit dem neuen Album auf Platz 1 in Deutschland zu kämpfen. Was das Album wirklich kann: Es ist ein Zusammenspiel von großartigem Humor, fantastischen Beats und einem der besten Rapper Deutschlands. Neben der Bestnote für Unterhaltsamkeit muss trotzdem gesagt werden: SSIO hat ein wirklich gutes Album abgeliefert, aber im Gegensatz zum Debüt ist es bei weitem kein weltbewegendes Release. Im Moment, in dem der letzte Song „Nullkommaeins“ zu Ende ist, wird bewusst, dass SSIO besser als mindestens 90 Prozent der andern Rapper ist, aber trotzdem nur ein – für seine Verhältnisse – durchschnittliches Album geliefert hat.

Am 25. März kommt SSIO dank Beat The Fish nach Wien in die Grelle Forelle. Da die Tickets, wie in allen anderen Städten auch, schon ausverkauft sind, gibt es am 24. März sogar eine Zusatzshow.