Koalabären-Saison im ausverkauften Wiener Flex – die “Jaaaa maaan Habeeebeee”-Tour mit Nimo, Hanybal und der KMN Gang. Schon vor der Show wartet eine Traube Jugendlicher, um die fast schon zu Teenie-Stars gewordenen Rapper für ein Selfie abzufangen. Je mehr der Zeiger gegen 19 Uhr geht, desto länger wird die Schlange vor dem Club am Donaukanal.
Den Startschuss übernehmen Zuna und Azet. DJ Juizzed legt für die beiden Dresdner die Beats aus Zunas EP „Richtung Paradies“ und Azets „Fastlife“ auf. Die zwei bleiben dem Autotune treu, was sichtlich nicht allen im Publikum gefällt – es muss nicht in jedem Song ein “Lalala” vorkommen. Nichtsdestotrotz erfreuen sich die Jungs einer wachsenden Fanschaft, wie man bei den Chören aus dem Publikum bei “Für die Familie” bestätigt bekommt. Aus den anderen Städten wissen die größten Fans, dass als Abschluss Miami Yacine noch einen Part kickt und haben sich deshalb schon für „Kokaina“ warm gemacht. Doch leider verlassen Zuna und Azet die Bühne, nachdem sie ihren aktuellen gemeinsamen Track „Kartell“ spielen.
Ohne lange auf sich warten zu lassen, springt Hanybal auf die Stage – “Achtung, Hany-Flow, Endstufen-Rapstil”. Mit Tracks von seinem frisch releasten “Haramstufe Rot”-Album und dem Vorgänger “Weg von der Fahrbahn” bringt er die Bude zum Beben. So wie er ins Mic brüllt, so fiebert das Publikum mit. Mit “Is’ mir egal” liefert Hany den Kickdown zum Peek seines Sets – seine Hymne “HANY” hatte er diesmal leider nicht im Gepäck. Als Back-up hat er 439-Bruder Solo dabei, der mit “Action” auch schon einen kleinen Vorgeschmack auf sein kommendes Tape präsentieren darf.
Nach Hanybal gönnt Nimo dem Wiener Rapper Sechs2 die Bühne. Mit gutem Selbstvertrauen performt er einen Track und bekommt für seine Chance auch angemessenen Zuspruch. Nun wird die Bühne frei für den Stuttgarter, der das Highlight des Abends darstellt. “Ehko, gar keine Frage, Rap hat sich ausgezahlt” – mit bekannter Flow- und Wortgewandtheit spittet er sich durch sein Set. Das gefüllte Flex spielt mit, sogar ein kleiner Pit wird für “Nie wieder” gebildet. Bei einem Rap-Konzert zwar irgendwie immer fehl am Platz , aber wenigstens kommt Schwung in die Menge. Einen “1 to 100”-Remix gibt es obendrauf und “Bitter” rundet das Set vollends ab. Für “Lass Knospen regnen” zeigt der Generation-Azzlack-Rapper Soufian, was er kann. Sein Mixtape “Allé Allé” kommt am 27. Jänner 2017 und wird im deutschsprachigen Raum schon gespannt erwartet. Beschlossen wird das Konzert mit Unterstützung von Hanybal und den Songs mit angehendem Classics-Status “Vollautomatik”, “Koala” und “Vanilla Sky” und einer “Nie wieder”-Zugabe.
Fazit: Energiegeladen wie immer und professioneller als je zuvor – eine familiäre Atmosphäre, die sogar von kleinen moralischen Reden profitierte. Nimo und Hanybal sind innerhalb eines Jahres zu Protagonisten in der Deutschrap-Szene geworden, wobei Nimo einiges von Hanybals Vorsprung eingeholt hat und sich durch seinen charakteristischen Flow zum Headliner gerappt hat. Der Abend gewinnt mit dem Line-up exponentiell an Energie, bis im “Vanilla Sky” vor lauter brennender Besen kaum mehr Luft zum Atmen bleibt. Haabbbbeeeebeeeee!
Fotos: Marlene Rosenthal
Text: Helen Aksakalli & edHardygirl14