Wenn du dich eines Tages nach dem Sinn des Lebens fragst, dann gönn’ dir SSIO. Wie viele in Wien sich diese Frage stellten, zeigte der Vorverkauf zum Gig des Bonners in der Grellen Forelle, der bereits einige Wochen zuvor ausverkauft war. Aber da SSIO für allerhand Überraschungen gut ist, schob er vor Freitag (wo in manchen Bundesländern Deutschlands – im Gegensatz zu Österreich – bekanntermaßen Tanzverbot herrscht) noch eine Zusatz-Show ein. Keine schlechte Idee, wie man den folgenden Zeilen entnehmen kann.
Text: Helen Aksakalli
Fotos: Daniel Shaked
Die Grelle Forelle ist am Siedepunkt – schließlich rockt heute Deutschlands bester Call-Shop-Klient die Location am Donaukanal. Bevor SSIO die Stage erklimmt, sorgt sein DJ für das passende Warm-up-Programm: BoomBap-Klassiker und Tracks von AoN-Künstlern sorgen für den richtigen Vibe. Um kurz vor 21 Uhr ist Zeit für “Nuttöööö” – ganz nach dem Motto: “Normal, 0228 ist die Vorwahl”. Statt auf “Bonner Weibern mit Zahnstocherbeinen” freut sich SSIO heute über “Wiener Dönerspieße” im Publikum, die er nach einem Date im McDonald’s fragen könnte. Schnell verkündet er auch sein Motto für den Abend: “Hände in die Luft” – aber lässig”!
Als auf der Forelle-Anlage der wuchtige Beat von „Pibissstrahlen auf 808 Bässe“ mit Baba Haft erklingt, warten alle gespannt auf Haftis „Wer hätte das gedacht Kanak, SSIO, Azzlack, Motherfuck, Kanak“. Hat SSIO mit Haftbefehl eine weitere Überraschung im Gepäck? Leider nicht, aber “Jeff” (ihr kennt die Werbung) hat sich stattdessen etwas anderes überlegt: Die Crowd wird einmal in der Mitte getrennt und soll nach dem Ertönen der „Pissstrahlen“ aufeinander zulaufen. Ein bisschen Punk-Action auf einem SSIO-Konzert. Wer Humor erwartete, wird belohnt, denn zwischen den Tracks bringt SSIBIO eine Reihe von Gags. Zudem lässt er auch ein paar Shirts aus seinem Merch springen. Die Voraussetzungen zu gewinnen sind simpel: So hoch wie möglich springen und in der Luft bleiben. Wer den Boden berührt, hat verloren.
Für “GoPro” holt er Mabihir auf die Bühne und tanzt nackenzuckend mit einer GoPro auf dem Vorderkopf. Außerdem performt er, speziell für die “0,9-Tour”, diesmal wirklich einen dritten Part von “Brusthaare“ – ohne Witz, er lügt ja nur manchmal. Nur die, die dabei waren, können das bezeugen.
Fazit: Der Bonner Rapper SSIO kann an beiden Abenden die Masse mit G-Funk, “Nuttööö”-Rufen und lässigem Nackenzucken von sich überzeugen und beeindrucken. Für die ausverkaufte Hauptshow legte er zusätzlich noch einen drauf und dreht um eine kleine Spur lauter – dafür schränkt er allerdings die „Amina-Koyim“-Schreie ein. Er weiß einfach, wie man ein Publikum zu unterhalten hat: viel Humor, gute Beats und Punchlines. Neben der “Pombär-Dusche” wird als Krönung des letzten Abends in Wien ein Kreis gebildet – mit einer “Mischung aus nachdenklich und Schlägerei” gibt er das Kommando zum Ausrasten. So muss das sein, Nuttööö!